Legefutter /Legemehl/ Körnerfutter
Die Hennen wurden im Legebetrieb ausschließlich mit Legemehl gefüttert und sie sollten auch im neuen Zuhause zunächst nur Legemehl bekommen. Eine abrupte Futterumstellung würde die Tiere überfordern. Das Legemehl sollte einen Eiweißanteil von mind. 16% haben. Legehybriden benötigen dieses spezielle Leistungsfutter, weil sie lebenslang genetisch bedingt viele Eier legen und ohne ein entsprechendes Futter körperlich auszehren. Das Legemehl kann in den Wochen nach dem Einzug ins neue Zuhause allmählich von einem guten Körnerfutter ergänzt werden, bis zu einem Verhältnis von circa 20% Körnerfutter und 80% Legemehl. Das Legemehl muss auch nach der Gewöhnung an Körnerfutter immer zur ständigen Verfügung bereitstehen und den überwiegenden Teil der Nahrung ausmachen. Auch Legepellets (möglichst kleine Körnung. die nehmen sie meist besser an) können anstelle des Mehls gefüttert werden. Pellets haben den Vorteil, dass die Hühner nicht selektieren können und alle nötigen Inhaltsstoffe aufgenommen werden.
Wenn die Hühner beim Legemehl selektieren und bestimmte Bestandteile übrig lassen, ist es eine gute Möglichkeit, das Legemehl mit Wasser zu einem Brei zu vermischen. Diesen fressen sie meist gern und ohne Rückstände. Schaut unter "Hühner behüten" -> dort findet ihr zwei Futtermittel, die die Stadtmühle Waldenbuch in Absprache mit uns entwickelt hat und die wir euch für eure geretteten Hühner empfehlen können.
Calcium/Mineralien
Durch fehlendes Tageslicht/Sonnenlicht in der Legehennenindustrie und die übermäßig hohe Eierproduktion haben die Hennen oft einen Calciummangel. Dies führt schnell zu Osteoporose-Symptomen - sie haben also oftmals leicht brüchige Knochen. Außerdem verursacht der Calciummangel Windeier und Eier mit sehr dünner Schale, die wiederum zu Legenot und schweren Komplikationen im Legeapparat führen können. Im neuen Zuhause benötigen die Hühner daher unbedingt und lebenslang eine hohe Zufuhr an Calcium und Magnesium. Es sollte IMMER Muschelschrot oder Vogelgrit zur freien Verfügung stehen und regelmäßig Futterkalk und ein gutes Mineralfutter unter das normale Hühnerfutter gemischt werden. Außerdem sollte dem Trinkwasser ein Calcium Phosphor Präparat zugesetzt werden.
Bierhefe
Bierhefe hat viele gute Eigenschaften; insbesondere ist sie sehr hilfreich für die Erneuerung des Federkleids und bei der Mauser. Es gibt sie pulverförmig und man kann sie gut unter gekochtes Beifutter mischen oder über das Legemehl streuen.
Eier
Ihr macht euren Hühnern große Freude und tut ihnen Gutes, wenn ihr ihnen ihre Eier zurück füttert. Sie enthalten viele wichtige Nährstoffe, Vitamine und Eiweiß. Wer könnte die besser gebrauchen, als diese überzüchteten Tierchen, die sie produzieren müssen... Ihr könnt sie roh oder gekocht füttern. Auch Legemehlreste kann man gut damit vermischen.
Gemüse
Natürlich ist auch für Hühner Gemüse in fast allen Formen und Arten gesund und insbesondere im Winter eine beliebte kleine Abwechslung. Natürlich ist es immer nur als Snack und niemals als Hauptfutter zu füttern.
Wichtig:
Auch wenn es Freude macht, seine Hühner mit allerlei Leckereien zu verwöhnen, ist es sehr wichtig, dass der Hauptanteil der Nahrung (mind. 90%) aus dem normalem Hühnerfutter (Legemehl/Körner/Calcium /Mineralien) besteht! Ansonsten sind die hochgezüchteten Tiere unterversorgt und zehren über die Maßen aus! Daher bitte unbedingt Beifutter wie Gemüse, Salat, Nudeln etc. nur sehr sehr sparsam geben!
Trinkwasser
Natürlich muss den Tieren den ganzen Tag über frisches, sauberes Trinkwasser zur Verfügung stehen. Die Hennen kennen aus der Legehennenindustrie nur Nippeltränken, sie trinken nach ihrer Rettung in der Regel aber sofort problemlos aus anderen Näpfen und Tränken. Eine unkomplizierte Trinkwasserdesinfektion erreicht man mit einem Esslöffel Apfelessig pro Liter. Die Ansäuerung des Wassers vermindert ein Bakterien-Wachstum in den Trinkgefäßen. Dennoch muss das Wasser natürlich täglich gewechselt und die Gefäße gesäubert werden.
Futterangebot für gerettete Legehennen:
Wenn möglich, solltet ihr die Hennen in den ersten Tagen zunächst im Stall lassen (im Winter), damit sie sich langsam an die neue Umgebung und Temperatur gewöhnen können. Wir empfehlen dringend, die Neuankömmlinge zunächst einige Tage in einem abgetrennten Bereich neben den schon vorhandenen Tieren unterzubringen, so dass sie sich Zaun an Zaun aneinander gewöhnen können. Das ist am schonendsten für die Tiere (und vermutlich auch für eure Nerven). Eine provisorische Absperrung/Unterteilung des Stalls und des Auslaufs lohnt sich.
Wenn das nicht möglich sein sollte und ihr die neuen Hühner gleich mit einer schon vorhandenen Gruppe zusammensetzen müsst, dürft ihr sie natürlich nicht gemeinsam im Stall einsperren, da sie sich bei Rangordnungskämpfen dann nicht aus dem Weg gehen können. In dem Fall sollten die Klappen geöffnet sein oder eventuell die alten Hennen tagsüber zeitweise aus dem Stall ausgesperrt werden, damit sich die neuen erstmal in Ruhe orientieren und eingewöhnen können.
Im Frühling-Herbst kann die Stallklappe tagsüber ruhig vom ersten Tag an geöffnet sein, manche Hennen brauchen einige Tage, bis sie sich tagsüber von alleine nach draussen trauen.
Wichtig:
Bitte bietet unbedingt mehrere Futter- und Wassernäpfe auch räumlich weit genug voneinander entfernt an, damit insbesondere während der Eingewöhnung ALLE Tiere die Möglichkeit haben, jederzeit zu fressen und zu trinken. Auch die rangschwächsten und ängstlichen Tiere müssen die Möglichkeit haben, in Ruhe zu fressen und zu trinken, ohne dabei verjagt zu werden!
Bei der Eingewöhnung und Bildung der Rangordnung ist es hilfreich, verschiedene “Sichtbarrieren” im Auslauf und Stall aufzustellen. Das können Kästen, Baumstämme o.ä. sein, die verhindern, dass rangschwache, ängstliche Tiere ständig im Blickfeld stärkerer Tiere sind. In einer so strukturierten Umgebung kommt es während der Gruppenbildungsphase zu weniger Stress und Mobbing.
Für die Eingewöhnung in eine bestehende Gruppe gilt immer: Je mehr Platz und Möglichkeiten des Ausweichens vorhanden sind, desto stressfreier verläuft die Eingewöhnung.
Es darf keine Situation entstehen, in der eine Henne ohne Fluchtmöglichkeit in eine Ecke gedrängt wird oder keine ruhige Minute im Stall/im Auslauf findet, weil ständig andere sie scheuchen oder verfolgen. In so einem Fall ist MEHR PLATZ das A und O !
Während der Eingewöhnungsphase müsst ihr den Stall morgens unbedingt öffnen, BEVOR die Hennen munter werden und von den Stangen kommen, so dass nicht alte und neue Tiere in wachem Zustand im Stall eingesperrt sind und keine ausreichenden Ausweichmöglichkeiten für die Tiere gegeben sind.
Abends kann es vorkommen, dass die ein oder andere neue Henne nicht von alleine in den Stall zurückkehrt. Manche suchen sich in den ersten Tagen Schlafplätze außerhalb des Stalls. Insbesondere die rangschwächsten Tiere gehen meist erst in den Stall, wenn die ranghöheren schon fest dösend auf ihren Schlafplätzen sitzen. Bitte achtet gut auf diese Hühner und stellt sicher, dass (im Falle einer elektrischen Hühnerklappe) der Stall lang genug geöffnet ist und sie auch als letzte noch sicher im Stall ankommen.
Bitte setzt sie nicht zwangsweise in den Stall, solange die Rangstarken noch munter sind. Bitte kontrolliert jeden Abend (!), ob alle Hühner im Stall sind und ob die Hühnerklappe geschlossen ist, damit eure Schätze nachts vor Fressfeinden geschützt sind!
Krankheiten und Schwäche
Wir schauen uns bei jeder Rettungsaktion jedes Tier in einem "Schnellcheck" an und sortieren kranke oder stark geschwächte Tiere von vornherein aus. Diese verbleiben dann in Obhut unseres Vereins und werden mit besonderer Fürsorge und Pflege wieder aufgepäppelt und gesund gepflegt. Trotz dieses “Schnellchecks” während der Ausstallung kann es in wenigen Fällen passieren, dass wir bspw. Hennen mit Legeproblematik, Ballenabszessen oder sonstigen gesundheitlichen Einschränkungen wie Tumoren oder Knochenbrüchen übersehen und vermitteln. Daher können wir nicht garantieren, ausschließlich (den Umständen entsprechend) “gesunde” Tiere an euch weiterzugeben, auch wenn wir uns große Mühe beim Checken der Tiere geben. Solltet ihr ein krankes Tier unter euren Hennen vorfinden, so kontaktiert bitte schnellstmöglich eure Ansprechperson. Da wir in den letzten Jahren viel Erfahrung in der Behandlung solcher Krankheiten gesammelt haben, kann oft schon eine telefonische Beratung sehr gut weiterhelfen und wir lassen euch mit kranken Tieren natürlich nicht allein.
Wichtiger Hinweis:
Viele Tierärzt*innen sind in der Behandlung von Legehybriden unerfahren und raten in vielen Fällen oft vorschnell zur Einschläferung. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die richtigen Behandlungsschritte meist schnell zu einer erheblichen Verbesserung des Befindens der Tiere und in den meisten Fällen auch wieder zur vollständigen Genesung führen! Daher lasst bitte auf keinen Fall die Tiere vorschnell euthanasieren, sondern haltet immer zunächst Rücksprache mit uns!
Legedarmproblematiken
Legehybriden neigen aufgrund der extremen Legeleistung oftmals zu Legedarmentzündungen und ähnlichen Komplikationen im Legeapparat (weiteres dazu folgt weiter unten). Dies sind Folgeerscheinungen der hohen und absolut unnatürlichen Eierproduktion. Es ist daher durchaus möglich, dass eure Hennen im Laufe der Monate oder Jahre an einer solchen Entzündung erkranken und/oder daran versterben. Bei rechtzeitiger Behandlung kann eine Legedarmentzündung mit Antibiose und Schmerzmitteln erfolgreich therapiert werden. Ihr solltet daher bei Anzeichen von Schwäche, Apathie, Schmerzen (Huhn sitzt aufgeplustert, wirkt matt, frisst schlecht, läuft nicht mit den anderen mit, Flügel hängen, …) möglichst schnell eine Tierärztin / einen Tierarzt aufsuchen. Bei Fragen und Unsicherheiten könnt ihr euch auch jederzeit an eure Ansprechpartner*innen wenden. Ihr solltet euch darauf einstellen, dass es viele Fälle gibt, in denen auch eine Behandlung dem Huhn nicht mehr helfen kann und das Huhn eingeschläfert werden muss. Natürlich solltet ihr ein Huhn ohne Heilungschance euthanasieren lassen und es nicht leidvoll dahinsiechen lassen. Sollten NICHThühnerkundige Tierärzt*innen die Euthanasie empfehlen, solltet Ihr euch aber unbedingt bei uns noch einmal rückversichern und unseren Rat einholen. Hühner leiden still und zeigen ihre Schwäche und Krankheit naturgemäß erst sehr spät. Bitte sucht deswegen bei den ersten ernsthaften Anzeichen tierärztliche Hilfe!
Hühnerkundige tierärztliche Versorgung
Unsere Legehybriden sind ganz spezielle Patientinnen. Selbst vogelkundige Tierärzt*innen fehlt es oft an Erfahrung mit diesen überzüchteten Tieren. Wir empfehlen euch deswegen, schon vor der Aufnahme von Hühnern nach einer geeigneten Praxis Ausschau zu halten, dabei auf den Zusatz "vogelkundig" oder "Vogelklinik" zu achten und zu erfragen, ob sie auch Hühner behandeln. So seid ihr gut vorbereitet, wenn eure Hühner bei euch einziehen und könnt im Notfall oder Krankheitsfall schnell handeln. Eure Ansprechpersonen können euch geeignete tierärztliche Praxen nennen, die Erfahrung mit unseren Hühnern haben. Außerdem haben wir eine Liste mit hühnerkundigen Tierarztpraxen erstellt, die wir empfehlen können. Die Liste findet ihr unter "Hühner behüten". Auch wenn die Anfahrt zu einer dieser Praxen für euch unter Umständen etwas weiter ist, empfehlen wir dringend, das in Kauf zu nehmen, anstatt zu hühnerunerfahrenen Tierärzt*innen zu fahren.
Sehr wichtig: Bildgebung zur Diagnosestellung
Ganz wichtig in der Behandlung von Hühnern ist, dass die Tierärztin / der Tierarzt über bildgebende Verfahren verfügt (Röntgen und Ultraschall), denn eine Diagnosestellung ohne Bildgebung ist häufig nicht möglich. Zu den häufigsten Problemen der Legehybriden gehören Raumforderungen im Bauch, z.B. durch Legedarmentzündungen, Schichteier oder Tumore. Diese Raumforderungen lassen sich auch von erfahrenen Tierärtz*innen in den meisten Fällen nicht ertasten. Viele Anzeichen, die das kranke Huhn zeigt, sind unspezifisch und können auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Erkrankungen hindeuten.
Krankheiten erkennen/ Hühner regelmäßig checken
Um Krankheiten frühzeitig zu erkennen, ist es sinnvoll, seine Hühner ganz genau zu beobachten und regelmäßig abends auf der Stange den Kropf abzutasten (Ist er körnig gefüllt? Fühlt er sich eher teigig oder wässrig an?) und bei Veränderungen das Tier gut im Auge zu behalten. Der Kropf sollte abends gefüllt sein und muss sich über Nacht weitgehend leeren. Ist der Kropf abends immer leer oder ist er morgens noch gefüllt, sind das Anzeichen dafür, dass das Huhn krank ist. Zusätzlich sollte man auch regelmäßig die Bäuche abtasten und das Gewicht im Auge behalten. Der Bauch sollte weich und nicht vergrößert sein.
Bei Anzeichen von Krankheit, sollte man grundsätzlich schnell tierärztlichen Rat suchen, denn Hühner verstecken lange, dass es ihnen nicht gut geht. Wenn man Symptome bemerkt, ist auf jeden Fall Eile geboten. Oft hört man auch von Hühnerhalter*innen, dass die Hühner einfach "ruhiger und langsamer" oder „müde“ werden, und sie sich das durch „Altersschwäche“ erklären. Dieses ist jedoch bei den Legehennen nicht der Fall! Sie erreichen durch ihre Überzüchtung überhaupt nicht oder nur in seltensten Fällen ein Alter, bei dem man tatsächlich von Altersschwäche sprechen könnte. Vielmehr haben Tiere, die augenscheinlich „langsam“, müde, mager oder scheinbar „altersschwach“ werden in der Regel fortschreitende, ernsthafte Organprobleme (siehe Erkrankung des Legeapparats, Leukose) und gehören auch in diesem Fall DRINGEND in tierärztliche Behandlung. Man darf sie nicht sich selbst überlassen und (nach einem schmerzhaften Prozess) sterben lassen! Wenigstens sollte man ihnen durch Euthanasie den letzten Weg (der unbehandelt oft schlichtweg „Verhungern“ oder Tod durch multiples Organversagen bedeutet!) erleichtern!
Kropfverstopfung - Meist ist es KEINE!
Ein häufiges Symptom des kranken Huhns ist die gestörte/ nicht mehr funktionierende Leerung des Kropfes. Oft wird dann von Kropfverstopfung gesprochen. Tatsächlich handelt es sich aber nur in den allerseltensten Fällen tatsächlich um eine Kropfverstopfung! In über 90% der Fälle hat die fehlende Entleerung des Kropfes andere Gründe, nämlich Raumforderungen im Bauchbereich, die den Weitertransport der Nahrung verhindern und die dringend behandelt werden müssen. Oft trinken die Hennen dann vermehrt und der Kropf ist wässrig gefüllt. Wichtig: Das Huhn nicht kopfüber erbrechen lassen, es besteht ein großes Aspirationsrisiko und die Möglichkeit, dass das Huhn dabei erstickt!
Eine echte Kropfverstopfung ist eher selten und entsteht in der Regel durch zuviel schwerverdauliches, faserreiches Futter (z.B.Heu, lange Grashalme, Rasenschnitt). In dem Fall tastet man ein richtiges Knäuel im Kropf, welches sich nicht zerteilen lässt. Hier kann man symptomatisch mit Lactulose, eingeweichten Flosamenschalen und Simeticon (mindert feinschaumige Gase) arbeiten. Löst sich diese Verstopfung nicht schnell selbst, muss man den Kropf chirurgisch eröffnen und das Knäuel ausräumen. In dem Fall wird die Tierärztin / der Tierarzt auch eine Antibiose und ein Schmerzmittel ansetzen.
Erkrankungen des Legeapparates
Unsere Hybridhennen neigen zu Legedarmproblematiken, da sie auf krankhaft hohe Legeleistung gezüchtet wurden. Wichtig ist hierbei unbedingt vorbeugend auf eine gute Ernährung zu achten, die viel Eiweiß- Calcium - Phosphor liefert und zu überwiegendem Teil aus einem guten Legemehl besteht(Siehe Fütterung). Die Legeleistung ist bei den Legehybriden genetisch festgelegt und wird nicht durch das Legemehl angeregt! Wenn man kein Legemehl füttert, verhindert oder reduziert man also nicht das Legen, sondern provoziert eine Unterversorgung der Tiere und eine enorme Auszehrung der körpereigenen Ressourcen für die Eierproduktion. Es kann trotz angemessener Fütterung leider immer wieder mal zu Legedarmentzündungen kommen, welche antibiotisch behandelt werden müssen. Diese können neben schlechtem Allgemeinbefinden auch mit Durchfall, Fressunlust und Kropfentleerrungsstörungen einhergehen. Bei schweren Verläufen ist eine Ausbildung von Aszites ( Bauchwasser ) möglich. Manchmal ist eine rein antibiotische Therapie nicht ausreichend und ein Hormonchip kann hier Leben retten. Bei der Hormonchipimplantation bildet sich der Legedarm zurück und das Huhn legt bis zu 4 Monaten keine Eier. Implantiert wird ein Suprelorin 4.7 mg ad us. vet., Implantat für Rüden. In der Regel erholen sich die Hennen in dieser Legepause sehr gut und bleiben auch nach dem Auslaufen der Chipwirkung lange gesund. Wir empfehlen daher bei Legedarmproblemen diese Hormonbehandlung und haben damit vielfache, gute Erfahrungen gemacht.
Windeier
Manchmal können die Hühner Calcium oral nicht richtig verstoffwechseln, und legen trotz ausreichender Calciumzufuhr Windeier (Eier ohne Schale). Die Gefahr des Entstehens einer Legenot ist durch Windeier recht groß, denn für die Hennen ist es sehr schwer, gegen ein Ei anzupressen, welches nur mit einer Eihaut umgeben ist. Wenn das Huhn häufig Windeier legt, sollte man mit entsprechenden Präparaten die orale Calciumzufuhr erhöhen. Wenn das nicht hilft, solllte man auch hier die einmalige Hormonbehandlung mit einem Suprelorin Implantat in Betracht ziehen.
Legenot
Bei der Legenot schafft das Huhn es nicht, ein festsitzendes Ei oder Windei heraus zu pressen. Das Huhn sitzt dabei manchmal sehr aufrecht in sogenannter Pinguinhaltung, manchmal geduckt mit eingezogenem Hals, es wirkt schlapp, hat häufig die Augen geschlossen (Schmerzen) und kann oft nur noch wässrigen Kot absetzen. Ebenso ist aber jede andere Körperhaltung möglich. Zusätzlich leert sich auch hier der Kropf häufig nicht. Bei so gravierenden Symptomen sollte man nicht warten, sondern umgehend tierärztlichen Rat suchen und auch zwingend ein Röntgenbild anfertigen lassen, um eine Legenot zu bestätigen oder auszuschließen. Differentialdignose bei diesen Symptomen ist häufig die Leukose!
Behandelt wird eine akute Legenot mit Calciuminfusionen. Calcium bewirkt, dass sich der Legedarm besser kontrahiert und somit hoffentlich das Ei herausbefördert wird. In schweren Fällen kann eine Operation notwendig werden.
Schalenreste/ Eihaut im Legedarm
Gleiche Symptome wie bei der Legenot zeigen Hühner oft auch, wenn im Legedarm Eischalenreste oder eine Eihaut eines geplatzten Windeis zurück bleiben. Erkennbar werden Schalenreste auf dem Röntgenbild, ggf. können sie auch getastet werden. Erfahrene Tierärzt*innen können diese Reste oder Eihäute (ggf. auch unter Narkose) im besten Fall manuell durch die Kloake entfernen. Ist das nicht möglich, muss es operativ entfernt werden. Je eher man diese Probleme erkennt und dem Huhn hilft, um so besser kann man weiterführende Probleme verhindern.
Schichteier /Legedarmoperationen
Eine weitere Komplikation sind die sogenannten Schichteier, die durch fehlerhafte oder entzündliche Prozesse in der Eiproduktion entstehen können. Vereinfacht gesagt sammelt sich Eimasse in der Bauchhöhle und im Legedarm, diese Masse wird immer größer und verdrängender, weil immer wieder neue Follikel nachspringen und sich meist auch Vereiterungen bilden. Letzlich bildet sich auch hier zusätzlich ein Aszites (Wasserbauch) aus. Das Huhn wird immer schwerer, läuft breitbeinig, der Bauch ist derbe verhärtet, häufig unregelmäßig und im Tastbefund solide. Auch hier verdrängt die Masse den Darm und die Verdauung verlangsamt sich, wird unter Umständen komplett still gelegt. Meist wird nur noch dünnflüssiger Kot abgesetzt. Oftmals bekommt das Huhn auch Atemnot, denn Lunge und Luftsäcke haben keinen Platz mehr, um sich auszuweiten. Hier kann man dem Huhn nur operativ helfen. Manchmal kann der Legedarm bei der OP erhalten
beiben, in anderen Fällen ist es notwendig, ihn mitsamt dem Schichteimaterial komplett oder teilweise zu entfernen.
Nach einer Operation sollte das Huhn unbedingt wenigstens einmalig einen Hormonchip bekommen, damit sich der Legeapparat und die Bauchwand erholen kann. Wurde der Legedarm entfernt oder teilentfernt, muss der Hormonchip lebenslang alle 3-4 Monate neu gesetzt werden. Andernfalls wird der Eierstock wieder aktiv, produziert Follikel, die dann wiederum aufgrund des nicht mehr brauchbaren Legedarms- zu Schichteibildung und entzündlichen Prozessen in der Bauchhöhle führen.
Leukose
Leukose ist ein onkogenes Virus, welches im späten Stadium Tumore hauptsächlich an Darm und/oder Leber verursacht. Die Leukose ist nicht behandelbar, aber viele Hühner können mit der Diagnose noch eine ganze Weile leben. Sehr viele Hühner sind Träger, was aber nicht heißt, dass die Krankheit zwangsläufig ausbrechen muss. Am häufigsten erkranken die Hennen ab dem 3. Lebensjahr. Auch hier stellt es sich in unspezifischen Symptomen dar, die auch bei Legeadarmproblematiken zu finden sind. Die Hühner werden vom Allgemeinbefinden schlechter, fressen weniger, der Bauch ist häufig aufgetrieben und auch hier bildet sich im fortgeschrittenen Stadium ein Aszites aus. Durch Knoten an den Darmschlingen kann es irgendwann zu einem Ileus (Darmverschluss) kommen, der die Verdauung still legt. Häufig sprechen unerfahrene Tierärzt*innen auch hier von einer Kropfverstopfung, aber das Problem liegt im Magen-Darm-Trakt, und nicht im Kropf! Darum zeigt sich auch hier wieder, dass bildgebende Verfahren in der Diagnosestellung unerlässlich sind. In manchen Fällen hört man auch von Symptomen wie brodelnder Atmung und Niesen bzw. Husten. In einem solchen Fall muss ganz genau unterschieden werden, ob es sich tatsächlich um einen Atemwegsinfekt handelt, oder ob sich infolge des Bauchwassers noch ein Lungenödem ausgebildet hat. Leukose wird im Verlauf antibiotisch behandelt, denn meist geht sie aufgrund der langsameren Verdauung mit Sekundärinfektionen einher. Schmerzmittel sollten hier auch immer gegeben werden. Ggf. kann man das Bauchwasser auch abpunktieren, um dem Huhn eine gewisse Zeit Erleichterung zu verschaffen. Solche Hühner können völlig unterschiedlich lang mit einer Leukose leben, aber sie werden in der Regel daran sterben. Wenn es dem Tier schlecht geht, sollte man ihm mit einer Euthanasie helfen.
Aszites
Aszites ist die sogenannte Bauchwassersucht, die aber niemals eine eigenständige Erkrankung ist. Aszites hat einen infektiösen oder tumorösen Ursprung, in selteneren Fällen kann auch eine Herzinsuffizienz verantwortlich sein. Ein Punktieren ist möglich, jedoch nur symptomatisch. Es gibt immer eine Primärerkrankung, die für den Aszites verantwortlich ist. Auch hier wieder nur mit Hilfe der Bildgebung diagnostizierbar und je nach Diagnose behandelbar. Fast immer hat ein Huhn mit Aszites auch ein Lungenödem, welches mit Entwässerungsmedikamenten gelindert werden kann.
Kein Zink für Hühner
Kleinere Wunden werden gern mit Zinkspray oder Salbe behandelt. Was für Säugetiere gut ist, ist allerdings für Vögel nicht ungefährlich. Zink ist für Hühner ein Schwermetall, welches auch über die Haut resorbiert wird und letztlich schleichende Vergiftungen mit Organschäden nach sich zieht. Für kleinere Wunden sollte man bei Hühnern daher Panthenol, Jodsalbe oder Silberspray benutzen.
Federlinge / Milben
Es kann selten vorkommen, dass die Hennen Federlinge haben oder Milben mitbringen. In der Regel bemerken wir das während der Ausstallung und informieren euch bei der Übergabe direkt darüber. Bei jedem Neuzugang -ganz egal ob aus der Tierindustrie oder aus anderer Herkunft - ist es aber sinnvoll, die Tiere ein paar Tage separat zu halten und sie ggf. zu behandeln, wenn ein Parasitenbefall vorliegt. Gegen Federlinge hilft HS Protect Bird gut. Bei Befall mit Milben geht ihr mit einer Behandlung mit Exolt auf Nummer sicher. Das erhaltet ihr in eurer tierärztlichen Praxis. Bitte Dosierungs- und Anwendungshinweise genau beachten.
Entwurmung
Dass unsere Legehennen Würmer aus der Tierindustrie mitbringen, ist nicht unwahrscheinlich. Daher empfehlen wir, die Tiere einige Tage nach ihrer Ankunft zu entwurmen. Danach sollten die Entwurmungen wie bei allen Hühnern 2-3 mal im Jahr verabreicht werden. Wurmkur und Dosierungsanleitung erhaltet ihr in eurer tierärztlichen Praxis. Gut geeignet ist das Mittel Flimabend oder Panacur Suspension.
Hühner leben in festen, streng hierarchisch geordneten Gruppen. Sobald ein neues Tier in eine bestehende Herde kommt, werden die Rangverhältnisse neu geklärt.
Dies geschieht durch oftmals etwas "brutal" anmutenden Kämpfe unter den Hennen. Diese Kämpfe sind wesentlich für die Bildung eines neuen sozialen Gefüges und sollten möglichst nicht unterbrochen werden. Häufiges "Dazwischengehen" durch uns Menschen, oder das Herausnehmen und wieder Dazusetzen einzelner Tiere verlängert den Prozess. Es dauert dann meist deutlich länger, bis die Tiere die Ränge geklärt haben und wieder Frieden einkehrt.
Ihr solltet nur eingreifen, wenn ein Tier stärkere Verletzungen aufweist bzw. blutet, wenn sich ein Tier nur noch duckt und nicht mehr wegläuft oder wenn ein Tier in eine Ecke gedrängt wird und nicht mehr weglaufen kann und dabei weiterhin von anderen Hennen drangsaliert wird.
ELEMENTAR WICHTIG ist es, dass genügend Platz vorhanden ist, damit sich die Hühner in der Zeit der Eingewöhnung aus dem Weg gehen können. Auch sollten ausreichend viele Futter- und Wassernäpfe in weiten Abständen aufgestellt werden, so dass ALLE Hennen möglichst gleichzeitig fressen und trinken können. Auch die neuen und rangniedrigen Tiere müssen jederzeit in Ruhe Futter und Wasser erreichen können, ohne verjagt zu werden.
Angsthühnchen
Manchmal gibt es sehr sehr ängstliche Hennen, die in der Tierindustrie Mobbingopfer waren und nun nur noch panisch reagieren, sich keinerlei Rangkampf stellen und nur weglaufen bzw. sich wehrlos ducken, sobald ein Huhn in ihre Nähe kommt. Diese Tiere brauchen länger, um zu einem normalen Sozialverhalten zu finden. Oft ist es nötig, diese Angsthühnchen in Sichtkontakt zu den anderen zu separieren. Sie können so erstmal Zaun an Zaun mit den anderen Hühnern leben, nach und nach Vertrauen fassen und mutiger werden. Oft findet man auch ein anderes freundliches, eher sanftes Huhn, das man mit dem Angsthuhn vergesellschaften kann, ehe man die beiden wieder zusammen in die restliche Gruppe integriert. Eure Ansprechpersonen stehen euch auch in diesen Fragen natürlich zur Seite.
Unsere Empfehlung:
Es ist am schonendsten für die neuen Tiere (und auch für eure Nerven) wenn ihr sie in der Eingewöhnungszeit zunächst separiert und erst einmal Zaun an Zaun oder durch abgetrennte Bereiche in Stall und Auslauf an eure schon bestehende Hühnertruppe gewöhnt. Der Aufwand, eine vorübergehende Abtrennung zu bauen, lohnt sich.
Falls das tatsächlich nicht möglich ist, setzt ihr die neuen Tiere am besten am späten Abend, in der Dunkelheit, mit zu den bereits vorhandenen schlafenden Hennen in den Stall - die Rangkämpfe fallen dann am nächsten Tag eventuell weniger heftig aus, da die neuen Hennen durch die gemeinsame Nacht und den angenommenen Stallgeruch schon etwas besser akzeptiert werden. Am nächsten Morgen muss der Stall aber unbedingt noch vor dem Hellwerden geöffnet werden, also BEVOR die Hennen von ihren Schlafplätzen herunterkommen. Rangkämpfe dürfen NICHT innerhalb des Stalls stattfinden, in dem die neuen Hennen keine ausreichende Möglichkeit haben, auszuweichen und zu fliehen! Außerdem müsst ihr natürlich unbedingt dabei sein und die Tiere beobachten, wenn sie aufeinander treffen, um im Notfall eingreifen zu können.
Oft sind die Hennen von der Zeit in der Tierindustrie schwer gezeichnet, sehr mager und/oder schlecht befiedert bzw. fast nackt.
Für diese Nackedeis erhaltet ihr direkt bei der Übergabe Hühnerpullis von uns. Es gibt Winter- und Sommerpullis.
Der Hühnerpulli sitzt richtig, wenn er zwischen den Beinen hindurch nach hinten gezogen und am Rücken verschlossen wird. Bitte nicht VOR den Beinen verschließen, sonst rutscht der Pulli nach oben.
Es ist normal, dass manche Hühner vom Pulli zunächst etwas verunsichert sind und schwanken, torkeln oder rückwärts laufen. Das gibt sich innerhalb weniger Stunden.
Dieses Huhn trägt Dieses Huhn trägt
den Pulli falsch. den Pulli richtig.
Ihr möchtet Hühnerpullis für uns nähen? Hier geht´s zur Anleitung.
letzte Aktualisierung:
14.12.2024 (Termine)
Rettet das Huhn e.V.