Besondere Tiere - besondere Verantwortung
Gerettete Legehennen sind bezaubernde, lebenslustige und neugierige Wesen, mit ganz einzigartigem Charme und ansteckendem Glücksfaktor.
Sie bringen neben ihrem unverbesserlich positiven Wesen aber leider auch ihre stark überzüchteten Körper mit. Es sind Tiere, die ausnahmslos wegen ihrer krankhaft hohen Legeleistung gezüchtet wurden und deren Leben planmäßig nach einer Legeperiode in der Tierindustrie beendet werden sollte. Es interessiert die Verantwortlichen in der Tierindustrie, die Zucht- Aufzucht- Legefarmbetreibenden, in keinster Weise, was mit den überzüchteten Tieren geschieht, wenn sie älter werden als 1,5 Jahre, ob und wie lange sie gesund und lebensfähig wären. Es gibt darüber keine Forschungen und Untersuchungen. Es ist schlichtweg nicht vorgesehen.
Wir haben mittlerweile über 131.000 dieser Tiere aus dem System gerettet (Stand Januar 2024) und in den letzten Jahren - gemeinsam mit einigen sehr engagierten und interessierten Tierärztinnen und Tierärzten - viele Erfahrungen über das gesammelt, was nicht vorgesehen ist: Das Leben und Älterwerden hoch überzüchteter Tiere nach ihrer Ausbeutung im tierindustriellen System.
Wenn wir diese besonderen Tiere retten, haben wir auch die besondere Verantwortung für ihr Wohlergehen zu tragen.
Darum bitten wir euch, unsere Ratschläge ernst zu nehmen und die Tiere gemeinsam mit uns verantwortungsvoll und ganz besonders achtsam zu behüten.
Eure Hennen werden sehr wahrscheinlich nicht an Altersschwäche bei euch sterben. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden sie vielmehr nach 2-3 Jahren, manche auch früher, und einige auch später, wegen legehennentypischer Krankheiten eingeschläfert werden müssen.
Nach ihrer furchtbaren Vergangenheit in der Tierindustrie und dem Geschenk ihrer Rettung ist jeder einzelne Tag, den sie bei euch sorglos und behütet leben dürfen, kostbar und jede Mühe wert.
Auch wenn diese Tage begrenzt sind, sollt ihr euch über jeden einzelnen von Herzen freuen.
Bitte beachtet UNBEDINGT unsere hier folgenden Ratschläge bezüglich der Krankheiten und besprecht die Wahl der tierärztlichen Praxis mit eurer Ansprechperson, bzw. schaut in unsere Liste der hühnerkundigen tierärztlichen Praxen.
Normale Tierärzt*innen (egal wie gut eure Erfahrungen mit Hund, Katze, Maus, Pferd, Wellensittich…bei ihnen waren) können in 99% aller Fälle keine kompetente Hilfe für ein überzüchtetes Legehuhn erbringen, wenn es sich um ein Problem des Legeapparats dieser Tiere handelt. Das betrifft leider auch manche Tierarztpraxen, die auf Vögel spezialisiert sind, in der Behandlung geretteter Legehennen aber unerfahren sind. Mit einem Anliegen wie Impfung, Entwurmung, einem Ballenabszess, einer Beinverletzung, Wunde o.ä. werden sie eure Hühner gut und richtig behandeln.
Bei Symptomen, die auf ein inneres, organisches Problem hindeuten, ist aber unbedingt Erfahrung mit diesen speziellen Tieren erforderlich. Legenot, die Bildung von Schichteiern, Legedarmentzündungen usw. sind sehr schmerzhafte Krankheiten, die unbehandelt schnell zu einem qualvollen Tod eurer Tiere führen. Diese Erkrankungen können NICHT durch einen Tastbefund diagnostiziert werden. Es braucht hierfür ein Ultraschall- oder Röntgenbild.
Umgekehrt raten unerfahrene Tierärzt*innen in vielen Fällen oft vorschnell zur Einschläferung. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die richtigen Behandlungsschritte meist schnell zu einer erheblichen Verbesserung des Befindens der Tiere und in den meisten Fällen auch wieder zur vollständigen Genesung führen. Daher lasst bitte auf keinen Fall die Tiere vorschnell euthanasieren, sondern haltet immer zunächst Rücksprache mit uns.
Auch wenn sich das alles gerade etwas trostlos und auch beängstigend anhört, möchten wir euch Mut machen.
Es sind wirklich wundervolle Tiere, die mit einer Lebensfreude und bezaubernden Keckheit durch eure Gärten und in eure Herzen spazieren werden, die man mit Worten kaum beschreiben kann und die natürlich auch keineswegs ständig und dauerhaft krank sein werden.
DASS sie aber krank werden können, DASS sie Legeprobleme bekommen können und DASS ihr sehr sicher eines Tages die Entscheidung für sie treffen und sie einschläfern lassen müsst, müsst ihr wissen.
Gleichzeitig stehen wir euch wirklich mit Rat und Tat zur Seite, eure Ansprechpersonen sind immer für euch da und wir können durch unsere Erfahrungen mit den Tieren oft auch aus der Ferne mit Tipps und Anleitung helfen.
Legedarmproblematiken
Legehybriden neigen aufgrund der extremen Legeleistung oftmals zu Legedarmentzündungen und ähnlichen Komplikationen im Legeapparat (weiteres dazu folgt weiter unten). Dies sind Folgeerscheinungen der hohen und absolut unnatürlichen Eierproduktion. Es ist daher durchaus möglich, dass eure Hennen im Laufe der Monate oder Jahre an einer solchen Entzündung erkranken und/oder daran versterben. Bei rechtzeitiger Behandlung kann eine Legedarmentzündung mit Antibiose und Schmerzmitteln erfolgreich therapiert werden. Ihr solltet daher bei Anzeichen von Schwäche, Apathie, Schmerzen (Huhn sitzt aufgeplustert, wirkt matt, frisst schlecht, läuft nicht mit den anderen mit, Flügel hängen, …) möglichst schnell eine Tierärztin / einen Tierarzt aufsuchen. Bei Fragen und Unsicherheiten könnt ihr euch auch jederzeit an eure Ansprechpartner*innen wenden. Ihr solltet euch darauf einstellen, dass es viele Fälle gibt, in denen auch eine Behandlung dem Huhn nicht mehr helfen kann und das Huhn eingeschläfert werden muss. Natürlich solltet ihr ein Huhn ohne Heilungschance euthanasieren lassen und es nicht leidvoll dahinsiechen lassen. Sollten NICHThühnerkundige Tierärzt*innen die Euthanasie empfehlen, solltet ihr euch aber unbedingt bei uns noch einmal rückversichern und unseren Rat einholen. Hühner leiden still und zeigen ihre Schwäche und Krankheit naturgemäß erst sehr spät. Bitte sucht deswegen bei den ersten ernsthaften Anzeichen tierärztliche Hilfe!
Hühnerkundige tierärztliche Versorgung
Unsere Legehybriden sind ganz spezielle Patientinnen. Selbst vogelkundigen Tierärzt*innen fehlt es oft an Erfahrung mit diesen überzüchteten Tieren. Wir empfehlen euch deswegen, schon vor der Aufnahme von Hühnern nach einer geeigneten Praxis Ausschau zu halten, dabei auf den Zusatz "vogelkundig" oder "Vogelklinik" zu achten und zu erfragen, ob sie auch Hühner behandeln. So seid ihr gut vorbereitet, wenn eure Hühner bei euch einziehen und könnt im Notfall oder Krankheitsfall schnell handeln. Eure Ansprechpersonen können euch geeignete tierärztliche Praxen nennen, die Erfahrung mit unseren Hühnern haben. Außerdem haben wir eine Liste mit hühnerkundigen Tierarztpraxen erstellt, die wir empfehlen können. Die Liste findet ihr hier unter "Hühnern behüten" -> "Tierärztliche Praxen". Auch wenn die Anfahrt zu einer dieser Praxen für euch unter Umständen etwas weiter ist, empfehlen wir dringend, das in Kauf zu nehmen, anstatt zu hühnerunerfahrenen Tierärzt*innen zu fahren.
Sehr wichtig: Bildgebung zur Diagnosestellung
Ganz wichtig in der Behandlung von Hühnern ist, dass die Tierärztin / der Tierarzt über bildgebende Verfahren verfügt (Röntgen und Ultraschall), denn eine Diagnosestellung ohne Bildgebung ist häufig nicht möglich. Zu den häufigsten Problemen der Legehybriden gehören Raumforderungen im Bauch, z.B. durch Legedarmentzündungen, Schichteier oder Tumore. Diese Raumforderungen lassen sich auch von erfahrenen Tierärtz*innen in den meisten Fällen nicht ertasten. Viele Anzeichen, die das kranke Huhn zeigt, sind unspezifisch und können auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Erkrankungen hindeuten.
Krankheiten erkennen/ Hühner regelmäßig checken
Um Krankheiten frühzeitig zu erkennen, ist es sinnvoll, seine Hühner ganz genau zu beobachten und regelmäßig abends auf der Stange den Kropf abzutasten (Ist er körnig gefüllt? Fühlt er sich eher teigig oder wässrig an?) und bei Veränderungen das Tier gut im Auge zu behalten. Der Kropf sollte abends gefüllt sein und muss sich über Nacht weitgehend leeren. Ist der Kropf abends immer leer oder ist er morgens noch gefüllt, sind das Anzeichen dafür, dass das Huhn krank ist. Zusätzlich sollte man auch regelmäßig die Bäuche abtasten und das Gewicht im Auge behalten. Der Bauch sollte weich und nicht vergrößert sein.
Bei Anzeichen von Krankheit, sollte man grundsätzlich schnell tierärztlichen Rat suchen, denn Hühner verstecken lange, dass es ihnen nicht gut geht. Wenn man Symptome bemerkt, ist auf jeden Fall Eile geboten. Oft hört man auch von Hühnerhalter*innen, dass die Hühner einfach "ruhiger und langsamer" oder „müde“ werden, und sie sich das durch „Altersschwäche“ erklären. Dieses ist jedoch bei den Legehennen nicht der Fall! Sie erreichen durch ihre Überzüchtung überhaupt nicht oder nur in seltensten Fällen ein Alter, bei dem man tatsächlich von Altersschwäche sprechen könnte. Vielmehr haben Tiere, die augenscheinlich „langsam“, müde, mager oder scheinbar „altersschwach“ werden in der Regel fortschreitende, ernsthafte Organprobleme (siehe Erkrankung des Legeapparats, Leukose) und gehören auch in diesem Fall DRINGEND in tierärztliche Behandlung. Man darf sie nicht sich selbst überlassen und (nach einem schmerzhaften Prozess) sterben lassen! Wenigstens sollte man ihnen durch Euthanasie den letzten Weg (der unbehandelt oft schlichtweg „Verhungern“ oder Tod durch multiples Organversagen bedeutet!) erleichtern!
Kropfverstopfung - Meist ist es KEINE!
Ein häufiges Symptom des kranken Huhns ist die gestörte/ nicht mehr funktionierende Leerung des Kropfes. Oft wird dann von Kropfverstopfung gesprochen. Tatsächlich handelt es sich aber nur in den allerseltensten Fällen tatsächlich um eine Kropfverstopfung! In über 90% der Fälle hat die fehlende Entleerung des Kropfes andere Gründe, nämlich Raumforderungen im Bauchbereich, die den Weitertransport der Nahrung verhindern und die dringend behandelt werden müssen. Oft trinken die Hennen dann vermehrt und der Kropf ist wässrig gefüllt. Wichtig: Das Huhn nicht kopfüber erbrechen lassen, es besteht ein großes Aspirationsrisiko und die Möglichkeit, dass das Huhn dabei erstickt!
Eine echte Kropfverstopfung ist eher selten und entsteht in der Regel durch zu viel schwerverdauliches, faserreiches Futter (z.B.Heu, lange Grashalme, Rasenschnitt). In dem Fall tastet man ein richtiges Knäuel im Kropf, welches sich nicht zerteilen lässt. Hier kann man symptomatisch mit Lactulose, eingeweichten Flohsamenschalen und Simeticon (mindert feinschaumige Gase) arbeiten. Löst sich diese Verstopfung nicht schnell selbst, muss man den Kropf chirurgisch eröffnen und das Knäuel ausräumen. In dem Fall wird die Tierärztin / der Tierarzt auch eine Antibiose und ein Schmerzmittel ansetzen.
Erkrankungen des Legeapparates
Unsere Hybridhennen neigen zu Legedarmproblematiken, da sie auf krankhaft hohe Legeleistung gezüchtet wurden. Wichtig ist hierbei unbedingt vorbeugend auf eine gute Ernährung zu achten, die viel Eiweiß- Calcium - Phosphor liefert und zu überwiegendem Teil aus einem guten Legemehl besteht (Siehe Fütterung). Die Legeleistung ist bei den Legehybriden genetisch festgelegt und wird nicht durch das Legemehl angeregt! Wenn man kein Legemehl füttert, verhindert oder reduziert man also nicht das Legen, sondern provoziert eine Unterversorgung der Tiere und eine enorme Auszehrung der körpereigenen Ressourcen für die Eierproduktion. Es kann trotz angemessener Fütterung leider immer wieder mal zu Legedarmentzündungen kommen, welche antibiotisch behandelt werden müssen. Diese können neben schlechtem Allgemeinbefinden auch mit Durchfall, Fressunlust und Kropfentleerungsstörungen einhergehen. Bei schweren Verläufen ist eine Ausbildung von Aszites ( Bauchwasser ) möglich. Manchmal ist eine rein antibiotische Therapie nicht ausreichend und ein Hormonchip kann hier Leben retten. Bei der Hormonchipimplantation bildet sich der Legedarm zurück und das Huhn legt bis zu 4 Monaten keine Eier. Implantiert wird ein Suprelorin 4.7 mg ad us. vet. Implantat für Rüden. In der Regel erholen sich die Hennen in dieser Legepause sehr gut und bleiben auch nach dem Auslaufen der Chipwirkung lange gesund. Wir empfehlen daher bei Legedarmproblemen diese Hormonbehandlung und haben damit vielfache, gute Erfahrungen gemacht.
Windeier
Manchmal können die Hühner Calcium oral nicht richtig verstoffwechseln, und legen trotz ausreichender Calciumzufuhr Windeier (Eier ohne Schale). Die Gefahr des Entstehens einer Legenot ist durch Windeier recht groß, denn für die Hennen ist es sehr schwer, gegen ein Ei anzupressen, welches nur mit einer Eihaut umgeben ist. Wenn das Huhn häufig Windeier legt, sollte man mit entsprechenden Präparaten die orale Calciumzufuhr erhöhen. Wenn das nicht hilft, solllte man auch hier die einmalige Hormonbehandlung mit einem Suprelorin Implantat in Betracht ziehen.
Legenot
Bei der Legenot schafft das Huhn es nicht, ein festsitzendes Ei oder Windei heraus zu pressen. Das Huhn sitzt dabei manchmal sehr aufrecht in sogenannter Pinguinhaltung, manchmal geduckt mit eingezogenem Hals, es wirkt schlapp, hat häufig die Augen geschlossen (Schmerzen) und kann oft nur noch wässrigen Kot absetzen. Ebenso ist aber jede andere Körperhaltung möglich. Zusätzlich leert sich auch hier der Kropf häufig nicht. Bei so gravierenden Symptomen sollte man nicht warten, sondern umgehend tierärztlichen Rat suchen und auch zwingend ein Röntgenbild anfertigen lassen, um eine Legenot zu bestätigen oder auszuschließen. Differentialdiagnose bei diesen Symptomen ist häufig die Leukose!
Behandelt wird eine akute Legenot mit Calciuminfusionen. Calcium bewirkt, dass sich der Legedarm besser kontrahiert und somit hoffentlich das Ei herausbefördert wird. In schweren Fällen kann eine Operation notwendig werden.
Schalenreste/ Eihaut im Legedarm
Gleiche Symptome wie bei der Legenot zeigen Hühner oft auch, wenn im Legedarm Eischalenreste oder eine Eihaut eines geplatzten Windeis zurück bleiben. Erkennbar werden Schalenreste auf dem Röntgenbild, ggf. können sie auch getastet werden. Erfahrene Tierärzt*innen können diese Reste oder Eihäute (ggf. auch unter Narkose) im besten Fall manuell durch die Kloake entfernen. Ist das nicht möglich, muss es operativ entfernt werden. Je eher man diese Probleme erkennt und dem Huhn hilft, um so besser kann man weiterführende Probleme verhindern.
Schichteier /Legedarmoperationen
Eine weitere Komplikation sind die sogenannten Schichteier, die durch fehlerhafte oder entzündliche Prozesse in der Eiproduktion entstehen können. Vereinfacht gesagt sammelt sich Eimasse in der Bauchhöhle und im Legedarm, diese Masse wird immer größer und verdrängender, weil immer wieder neue Follikel nachspringen und sich meist auch Vereiterungen bilden. Letzlich bildet sich auch hier zusätzlich ein Aszites (Wasserbauch) aus. Das Huhn wird immer schwerer, läuft breitbeinig, der Bauch ist derbe verhärtet, häufig unregelmäßig und im Tastbefund solide. Auch hier verdrängt die Masse den Darm und die Verdauung verlangsamt sich, wird unter Umständen komplett stillgelegt. Meist wird nur noch dünnflüssiger Kot abgesetzt. Oftmals bekommt das Huhn auch Atemnot, denn Lunge und Luftsäcke haben keinen Platz mehr, um sich auszuweiten. Hier kann man dem Huhn nur operativ helfen. Manchmal kann der Legedarm bei der OP erhalten
beiben, in anderen Fällen ist es notwendig, ihn mitsamt dem Schichteimaterial komplett oder teilweise zu entfernen.
Nach einer Operation sollte das Huhn unbedingt wenigstens einmalig einen Hormonchip bekommen, damit sich der Legeapparat und die Bauchwand erholen kann. Wurde der Legedarm entfernt oder teilentfernt, muss der Hormonchip lebenslang alle 3-4 Monate neu gesetzt werden. Andernfalls wird der Eierstock wieder aktiv und produziert Follikel, die dann wiederum aufgrund des nicht mehr brauchbaren Legedarms zu Schichteibildung und entzündlichen Prozessen in der Bauchhöhle führen.
Leukose
Leukose ist ein onkogenes Virus, welches im späten Stadium Tumore hauptsächlich an Darm und/oder Leber verursacht. Die Leukose ist nicht behandelbar, aber viele Hühner können mit der Diagnose noch eine ganze Weile leben. Sehr viele Hühner sind Träger, was aber nicht heißt, dass die Krankheit zwangsläufig ausbrechen muss. Am häufigsten erkranken die Hennen ab dem 3. Lebensjahr. Auch hier stellt es sich in unspezifischen Symptomen dar, die auch bei Legeadarmproblematiken zu finden sind. Die Hühner werden vom Allgemeinbefinden schlechter, fressen weniger, der Bauch ist häufig aufgetrieben und auch hier bildet sich im fortgeschrittenen Stadium ein Aszites aus. Durch Knoten an den Darmschlingen kann es irgendwann zu einem Ileus (Darmverschluss) kommen, der die Verdauung still legt. Häufig sprechen unerfahrene Tierärzt*innen auch hier von einer Kropfverstopfung, aber das Problem liegt im Magen-Darm-Trakt, und nicht im Kropf! Darum zeigt sich auch hier wieder, dass bildgebende Verfahren in der Diagnosestellung unerlässlich sind. In manchen Fällen hört man auch von Symptomen wie brodelnder Atmung und Niesen bzw. Husten. In einem solchen Fall muss ganz genau unterschieden werden, ob es sich tatsächlich um einen Atemwegsinfekt handelt, oder ob sich infolge des Bauchwassers noch ein Lungenödem ausgebildet hat. Leukose wird im Verlauf antibiotisch behandelt, denn meist geht sie aufgrund der langsameren Verdauung mit Sekundärinfektionen einher. Schmerzmittel sollten hier auch immer gegeben werden. Ggf. kann man das Bauchwasser auch abpunktieren, um dem Huhn eine gewisse Zeit Erleichterung zu verschaffen. Solche Hühner können völlig unterschiedlich lang mit einer Leukose leben, aber sie werden in der Regel daran sterben. Wenn es dem Tier schlecht geht, sollte man ihm mit einer Euthanasie helfen.
Aszites
Aszites ist die sogenannte Bauchwassersucht, die aber niemals eine eigenständige Erkrankung ist. Aszites hat einen infektiösen oder tumorösen Ursprung, in selteneren Fällen kann auch eine Herzinsuffizienz verantwortlich sein. Ein Punktieren ist möglich, jedoch nur symptomatisch. Es gibt immer eine Primärerkrankung, die für den Aszites verantwortlich ist. Auch hier wieder nur mit Hilfe der Bildgebung diagnostizierbar und je nach Diagnose behandelbar. Fast immer hat ein Huhn mit Aszites auch ein Lungenödem, welches mit Entwässerungsmedikamenten gelindert werden kann.
Kein Zink für Hühner
Kleinere Wunden werden gern mit Zinkspray oder Salbe behandelt. Was für Säugetiere gut ist, ist allerdings für Vögel nicht ungefährlich. Zink ist für Hühner ein Schwermetall, welches auch über die Haut resorbiert wird und letztlich schleichende Vergiftungen mit Organschäden nach sich zieht. Für kleinere Wunden sollte man bei Hühnern daher Panthenol, Jodsalbe oder Silberspray benutzen.
Besondere Tiere - besondere Verantwortung
Gerettete Legehennen sind bezaubernde, lebenslustige und neugierige Wesen, mit ganz einzigartigem Charme und ansteckendem Glücksfaktor.
Sie bringen neben ihrem unverbesserlich positiven Wesen aber leider auch ihre stark überzüchteten Körper mit. Es sind Tiere, die ausnahmslos wegen ihrer krankhaft hohen Legeleistung gezüchtet wurden und deren Leben planmäßig nach einer Legeperiode in der Tierindustrie beendet werden sollte. Es interessiert die Verantwortlichen in der Tierindustrie, die Zucht- Aufzucht- Legefarmbetreibenden, in keinster Weise, was mit den überzüchteten Tieren geschieht, wenn sie älter werden als 1,5 Jahre, ob und wie lange sie gesund und lebensfähig wären. Es gibt darüber keine Forschungen und Untersuchungen. Es ist schlichtweg nicht vorgesehen.
Wir haben mittlerweile über 131.000 dieser Tiere aus dem System gerettet (Stand Januar 2024) und in den letzten Jahren - gemeinsam mit einigen sehr engagierten und interessierten Tierärztinnen und Tierärzten - viele Erfahrungen über das gesammelt, was nicht vorgesehen ist: Das Leben und Älterwerden hoch überzüchteter Tiere nach ihrer Ausbeutung im tierindustriellen System.
Wenn wir diese besonderen Tiere retten, haben wir auch die besondere Verantwortung für ihr Wohlergehen zu tragen.
Darum bitten wir euch, unsere Ratschläge ernst zu nehmen und die Tiere gemeinsam mit uns verantwortungsvoll und ganz besonders achtsam zu behüten.
Eure Hennen werden sehr wahrscheinlich nicht an Altersschwäche bei euch sterben. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden sie vielmehr nach 2-3 Jahren, manche auch früher, und einige auch später, wegen legehennentypischer Krankheiten eingeschläfert werden müssen.
Nach ihrer furchtbaren Vergangenheit in der Tierindustrie und dem Geschenk ihrer Rettung ist jeder einzelne Tag, den sie bei euch sorglos und behütet leben dürfen, kostbar und jede Mühe wert.
Auch wenn diese Tage begrenzt sind, sollt ihr euch über jeden einzelnen von Herzen freuen.
Bitte beachtet UNBEDINGT unsere hier folgenden Ratschläge bezüglich der Krankheiten und besprecht die Wahl der tierärztlichen Praxis mit eurer Ansprechperson, bzw. schaut in unsere Liste der hühnerkundigen tierärztlichen Praxen.
Normale Tierärzt*innen (egal wie gut eure Erfahrungen mit Hund, Katze, Maus, Pferd, Wellensittich…bei ihnen waren) können in 99% aller Fälle keine kompetente Hilfe für ein überzüchtetes Legehuhn erbringen, wenn es sich um ein Problem des Legeapparats dieser Tiere handelt. Das betrifft leider auch manche Tierarztpraxen, die auf Vögel spezialisiert sind, in der Behandlung geretteter Legehennen aber unerfahren sind. Mit einem Anliegen wie Impfung, Entwurmung, einem Ballenabszess, einer Beinverletzung, Wunde o.ä. werden sie eure Hühner gut und richtig behandeln.
Bei Symptomen, die auf ein inneres, organisches Problem hindeuten, ist aber unbedingt Erfahrung mit diesen speziellen Tieren erforderlich. Legenot, die Bildung von Schichteiern, Legedarmentzündungen usw. sind sehr schmerzhafte Krankheiten, die unbehandelt schnell zu einem qualvollen Tod eurer Tiere führen. Diese Erkrankungen können NICHT durch einen Tastbefund diagnostiziert werden. Es braucht hierfür ein Ultraschall- oder Röntgenbild.
Umgekehrt raten unerfahrene Tierärzt*innen in vielen Fällen oft vorschnell zur Einschläferung. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die richtigen Behandlungsschritte meist schnell zu einer erheblichen Verbesserung des Befindens der Tiere und in den meisten Fällen auch wieder zur vollständigen Genesung führen. Daher lasst bitte auf keinen Fall die Tiere vorschnell euthanasieren, sondern haltet immer zunächst Rücksprache mit uns.
Auch wenn sich das alles gerade etwas trostlos und auch beängstigend anhört, möchten wir euch Mut machen.
Es sind wirklich wundervolle Tiere, die mit einer Lebensfreude und bezaubernden Keckheit durch eure Gärten und in eure Herzen spazieren werden, die man mit Worten kaum beschreiben kann und die natürlich auch keineswegs ständig und dauerhaft krank sein werden.
Dass sie aber krank werden können, dass sie Legedarmprobleme bekommen können und dass ihr sehr sicher eines Tages die Entscheidung für sie treffen und sie einschläfern lassen müsst, müsst ihr wissen.
Gleichzeitig stehen wir euch wirklich mit Rat und Tat zur Seite, eure Ansprech-personen sind immer für euch da und wir können durch unsere Erfahrungen mit den Tieren oft auch aus der Ferne mit Tipps und Anleitung helfen.
Legedarmproblematiken
Legehybriden neigen aufgrund der extremen Legeleistung oftmals zu Legedarmentzündungen und ähnlichen Komplikationen im Legeapparat (weiteres dazu folgt weiter unten). Dies sind Folgeerscheinungen der hohen und absolut unnatürlichen Eierproduktion. Es ist daher durchaus möglich, dass eure Hennen im Laufe der Monate oder Jahre an einer solchen Entzündung erkranken und/oder daran versterben. Bei rechtzeitiger Behandlung kann eine Legedarmentzündung mit Antibiose und Schmerzmitteln erfolgreich therapiert werden. Ihr solltet daher bei Anzeichen von Schwäche, Apathie, Schmerzen (Huhn sitzt aufgeplustert, wirkt matt, frisst schlecht, läuft nicht mit den anderen mit, Flügel hängen, …) möglichst schnell eine Tierärztin / einen Tierarzt aufsuchen. Bei Fragen und Unsicherheiten könnt ihr euch auch jederzeit an eure Ansprechpartner*innen wenden. Ihr solltet euch darauf einstellen, dass es viele Fälle gibt, in denen auch eine Behandlung dem Huhn nicht mehr helfen kann und das Huhn eingeschläfert werden muss. Natürlich solltet ihr ein Huhn ohne Heilungschance euthanasieren lassen und es nicht leidvoll dahinsiechen lassen. Sollten NICHThühnerkundige Tierärzt*innen die Euthanasie empfehlen, solltet ihr euch aber unbedingt bei uns noch einmal rückversichern und unseren Rat einholen. Hühner leiden still und zeigen ihre Schwäche und Krankheit naturgemäß erst sehr spät. Bitte sucht deswegen bei den ersten ernsthaften Anzeichen tierärztliche Hilfe!
Hühnerkundige tierärztliche Versorgung
Unsere Legehybriden sind ganz spezielle Patientinnen. Selbst vogelkundigen Tierärzt*innen fehlt es oft an Erfahrung mit diesen überzüchteten Tieren. Wir empfehlen euch deswegen, schon vor der Aufnahme von Hühnern nach einer geeigneten Praxis Ausschau zu halten, dabei auf den Zusatz "vogelkundig" oder "Vogelklinik" zu achten und zu erfragen, ob sie auch Hühner behandeln. So seid ihr gut vorbereitet, wenn eure Hühner bei euch einziehen und könnt im Notfall oder Krankheitsfall schnell handeln. Eure Ansprechpersonen können euch geeignete tierärztliche Praxen nennen, die Erfahrung mit unseren Hühnern haben. Außerdem haben wir eine Liste mit hühnerkundigen Tierarztpraxen erstellt, die wir empfehlen können. Die Liste findet ihr hier unter "Hühnern behüten" -> "Tierärztliche Praxen". Auch wenn die Anfahrt zu einer dieser Praxen für euch unter Umständen etwas weiter ist, empfehlen wir dringend, das in Kauf zu nehmen, anstatt zu hühnerunerfahrenen Tierärzt*innen zu fahren.
Sehr wichtig: Bildgebung zur Diagnosestellung
Ganz wichtig in der Behandlung von Hühnern ist, dass die Tierärztin / der Tierarzt über bildgebende Verfahren verfügt (Röntgen und Ultraschall), denn eine Diagnosestellung ohne Bildgebung ist häufig nicht möglich. Zu den häufigsten Problemen der Legehybriden gehören Raumforderungen im Bauch, z.B. durch Legedarmentzündungen, Schichteier oder Tumore. Diese Raumforderungen lassen sich auch von erfahrenen Tierärtz*innen in den meisten Fällen nicht ertasten. Viele Anzeichen, die das kranke Huhn zeigt, sind unspezifisch und können auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Erkrankungen hindeuten.
Krankheiten erkennen/ Hühner regelmäßig checken
Um Krankheiten frühzeitig zu erkennen, ist es sinnvoll, seine Hühner ganz genau zu beobachten und regelmäßig abends auf der Stange den Kropf abzutasten (Ist er körnig gefüllt? Fühlt er sich eher teigig oder wässrig an?) und bei Veränderungen das Tier gut im Auge zu behalten. Der Kropf sollte abends gefüllt sein und muss sich über Nacht weitgehend leeren. Ist der Kropf abends immer leer oder ist er morgens noch gefüllt, sind das Anzeichen dafür, dass das Huhn krank ist. Zusätzlich sollte man auch regelmäßig die Bäuche abtasten und das Gewicht im Auge behalten. Der Bauch sollte weich und nicht vergrößert sein.
Bei Anzeichen von Krankheit, sollte man grundsätzlich schnell tierärztlichen Rat suchen, denn Hühner verstecken lange, dass es ihnen nicht gut geht. Wenn man Symptome bemerkt, ist auf jeden Fall Eile geboten. Oft hört man auch von Hühnerhalter*innen, dass die Hühner einfach "ruhiger und langsamer" oder „müde“ werden, und sie sich das durch „Altersschwäche“ erklären. Dieses ist jedoch bei den Legehennen nicht der Fall! Sie erreichen durch ihre Überzüchtung überhaupt nicht oder nur in seltensten Fällen ein Alter, bei dem man tatsächlich von Altersschwäche sprechen könnte. Vielmehr haben Tiere, die augenscheinlich „langsam“, müde, mager oder scheinbar „altersschwach“ werden in der Regel fortschreitende, ernsthafte Organprobleme (siehe Erkrankung des Legeapparats, Leukose) und gehören auch in diesem Fall DRINGEND in tierärztliche Behandlung. Man darf sie nicht sich selbst überlassen und (nach einem schmerzhaften Prozess) sterben lassen! Wenigstens sollte man ihnen durch Euthanasie den letzten Weg (der unbehandelt oft schlichtweg „Verhungern“ oder Tod durch multiples Organversagen bedeutet!) erleichtern!
Kropfverstopfung - Meist ist es KEINE!
Ein häufiges Symptom des kranken Huhns ist die gestörte/ nicht mehr funktionierende Leerung des Kropfes. Oft wird dann von Kropfverstopfung gesprochen. Tatsächlich handelt es sich aber nur in den allerseltensten Fällen tatsächlich um eine Kropfverstopfung! In über 90% der Fälle hat die fehlende Entleerung des Kropfes andere Gründe, nämlich Raumforderungen im Bauchbereich, die den Weitertransport der Nahrung verhindern und die dringend behandelt werden müssen. Oft trinken die Hennen dann vermehrt und der Kropf ist wässrig gefüllt. Wichtig: Das Huhn nicht kopfüber erbrechen lassen, es besteht ein großes Aspirationsrisiko und die Möglichkeit, dass das Huhn dabei erstickt!
Eine echte Kropfverstopfung ist eher selten und entsteht in der Regel durch zu viel schwerverdauliches, faserreiches Futter (z.B.Heu, lange Grashalme, Rasenschnitt). In dem Fall tastet man ein richtiges Knäuel im Kropf, welches sich nicht zerteilen lässt. Hier kann man symptomatisch mit Lactulose, eingeweichten Flohsamenschalen und Simeticon (mindert feinschaumige Gase) arbeiten. Löst sich diese Verstopfung nicht schnell selbst, muss man den Kropf chirurgisch eröffnen und das Knäuel ausräumen. In dem Fall wird die Tierärztin / der Tierarzt auch eine Antibiose und ein Schmerzmittel ansetzen.
Erkrankungen des Legeapparates
Unsere Hybridhennen neigen zu Legedarmproblematiken, da sie auf krankhaft hohe Legeleistung gezüchtet wurden. Wichtig ist hierbei unbedingt vorbeugend auf eine gute Ernährung zu achten, die viel Eiweiß- Calcium - Phosphor liefert und zu überwiegendem Teil aus einem guten Legemehl besteht (Siehe Fütterung). Die Legeleistung ist bei den Legehybriden genetisch festgelegt und wird nicht durch das Legemehl angeregt! Wenn man kein Legemehl füttert, verhindert oder reduziert man also nicht das Legen, sondern provoziert eine Unterversorgung der Tiere und eine enorme Auszehrung der körpereigenen Ressourcen für die Eierproduktion. Es kann trotz angemessener Fütterung leider immer wieder mal zu Legedarmentzündungen kommen, welche antibiotisch behandelt werden müssen. Diese können neben schlechtem Allgemeinbefinden auch mit Durchfall, Fressunlust und Kropfentleerungsstörungen einhergehen. Bei schweren Verläufen ist eine Ausbildung von Aszites ( Bauchwasser ) möglich. Manchmal ist eine rein antibiotische Therapie nicht ausreichend und ein Hormonchip kann hier Leben retten. Bei der Hormonchipimplantation bildet sich der Legedarm zurück und das Huhn legt bis zu 4 Monaten keine Eier. Implantiert wird ein Suprelorin 4.7 mg ad us. vet. Implantat für Rüden. In der Regel erholen sich die Hennen in dieser Legepause sehr gut und bleiben auch nach dem Auslaufen der Chipwirkung lange gesund. Wir empfehlen daher bei Legedarmproblemen diese Hormonbehandlung und haben damit vielfache, gute Erfahrungen gemacht.
Windeier
Manchmal können die Hühner Calcium oral nicht richtig verstoffwechseln, und legen trotz ausreichender Calciumzufuhr Windeier (Eier ohne Schale). Die Gefahr des Entstehens einer Legenot ist durch Windeier recht groß, denn für die Hennen ist es sehr schwer, gegen ein Ei anzupressen, welches nur mit einer Eihaut umgeben ist. Wenn das Huhn häufig Windeier legt, sollte man mit entsprechenden Präparaten die orale Calciumzufuhr erhöhen. Wenn das nicht hilft, solllte man auch hier die einmalige Hormonbehandlung mit einem Suprelorin Implantat in Betracht ziehen.
Legenot
Bei der Legenot schafft das Huhn es nicht, ein festsitzendes Ei oder Windei heraus zu pressen. Das Huhn sitzt dabei manchmal sehr aufrecht in sogenannter Pinguinhaltung, manchmal geduckt mit eingezogenem Hals, es wirkt schlapp, hat häufig die Augen geschlossen (Schmerzen) und kann oft nur noch wässrigen Kot absetzen. Ebenso ist aber jede andere Körperhaltung möglich. Zusätzlich leert sich auch hier der Kropf häufig nicht. Bei so gravierenden Symptomen sollte man nicht warten, sondern umgehend tierärztlichen Rat suchen und auch zwingend ein Röntgenbild anfertigen lassen, um eine Legenot zu bestätigen oder auszuschließen. Differentialdiagnose bei diesen Symptomen ist häufig die Leukose!
Behandelt wird eine akute Legenot mit Calciuminfusionen. Calcium bewirkt, dass sich der Legedarm besser kontrahiert und somit hoffentlich das Ei herausbefördert wird. In schweren Fällen kann eine Operation notwendig werden.
Schalenreste/ Eihaut im Legedarm
Gleiche Symptome wie bei der Legenot zeigen Hühner oft auch, wenn im Legedarm Eischalenreste oder eine Eihaut eines geplatzten Windeis zurück bleiben. Erkennbar werden Schalenreste auf dem Röntgenbild, ggf. können sie auch getastet werden. Erfahrene Tierärzt*innen können diese Reste oder Eihäute (ggf. auch unter Narkose) im besten Fall manuell durch die Kloake entfernen. Ist das nicht möglich, muss es operativ entfernt werden. Je eher man diese Probleme erkennt und dem Huhn hilft, um so besser kann man weiterführende Probleme verhindern.
Schichteier /Legedarmoperationen
Eine weitere Komplikation sind die sogenannten Schichteier, die durch fehlerhafte oder entzündliche Prozesse in der Eiproduktion entstehen können. Vereinfacht gesagt sammelt sich Eimasse in der Bauchhöhle und im Legedarm, diese Masse wird immer größer und verdrängender, weil immer wieder neue Follikel nachspringen und sich meist auch Vereiterungen bilden. Letzlich bildet sich auch hier zusätzlich ein Aszites (Wasserbauch) aus. Das Huhn wird immer schwerer, läuft breitbeinig, der Bauch ist derbe verhärtet, häufig unregelmäßig und im Tastbefund solide. Auch hier verdrängt die Masse den Darm und die Verdauung verlangsamt sich, wird unter Umständen komplett stillgelegt. Meist wird nur noch dünnflüssiger Kot abgesetzt. Oftmals bekommt das Huhn auch Atemnot, denn Lunge und Luftsäcke haben keinen Platz mehr, um sich auszuweiten. Hier kann man dem Huhn nur operativ helfen. Manchmal kann der Legedarm bei der OP erhalten
beiben, in anderen Fällen ist es notwendig, ihn mitsamt dem Schichteimaterial komplett oder teilweise zu entfernen.
Nach einer Operation sollte das Huhn unbedingt wenigstens einmalig einen Hormonchip bekommen, damit sich der Legeapparat und die Bauchwand erholen kann. Wurde der Legedarm entfernt oder teilentfernt, muss der Hormonchip lebenslang alle 3-4 Monate neu gesetzt werden. Andernfalls wird der Eierstock wieder aktiv und produziert Follikel, die dann wiederum aufgrund des nicht mehr brauchbaren Legedarms zu Schichteibildung und entzündlichen Prozessen in der Bauchhöhle führen.
Leukose
Leukose ist ein onkogenes Virus, welches im späten Stadium Tumore hauptsächlich an Darm und/oder Leber verursacht. Die Leukose ist nicht behandelbar, aber viele Hühner können mit der Diagnose noch eine ganze Weile leben. Sehr viele Hühner sind Träger, was aber nicht heißt, dass die Krankheit zwangsläufig ausbrechen muss. Am häufigsten erkranken die Hennen ab dem 3. Lebensjahr. Auch hier stellt es sich in unspezifischen Symptomen dar, die auch bei Legeadarmproblematiken zu finden sind. Die Hühner werden vom Allgemeinbefinden schlechter, fressen weniger, der Bauch ist häufig aufgetrieben und auch hier bildet sich im fortgeschrittenen Stadium ein Aszites aus. Durch Knoten an den Darmschlingen kann es irgendwann zu einem Ileus (Darmverschluss) kommen, der die Verdauung still legt. Häufig sprechen unerfahrene Tierärzt*innen auch hier von einer Kropfverstopfung, aber das Problem liegt im Magen-Darm-Trakt, und nicht im Kropf! Darum zeigt sich auch hier wieder, dass bildgebende Verfahren in der Diagnosestellung unerlässlich sind. In manchen Fällen hört man auch von Symptomen wie brodelnder Atmung und Niesen bzw. Husten. In einem solchen Fall muss ganz genau unterschieden werden, ob es sich tatsächlich um einen Atemwegsinfekt handelt, oder ob sich infolge des Bauchwassers noch ein Lungenödem ausgebildet hat. Leukose wird im Verlauf antibiotisch behandelt, denn meist geht sie aufgrund der langsameren Verdauung mit Sekundärinfektionen einher. Schmerzmittel sollten hier auch immer gegeben werden. Ggf. kann man das Bauchwasser auch abpunktieren, um dem Huhn eine gewisse Zeit Erleichterung zu verschaffen. Solche Hühner können völlig unterschiedlich lang mit einer Leukose leben, aber sie werden in der Regel daran sterben. Wenn es dem Tier schlecht geht, sollte man ihm mit einer Euthanasie helfen.
Aszites
Aszites ist die sogenannte Bauchwassersucht, die aber niemals eine eigenständige Erkrankung ist. Aszites hat einen infektiösen oder tumorösen Ursprung, in selteneren Fällen kann auch eine Herzinsuffizienz verantwortlich sein. Ein Punktieren ist möglich, jedoch nur symptomatisch. Es gibt immer eine Primärerkrankung, die für den Aszites verantwortlich ist. Auch hier wieder nur mit Hilfe der Bildgebung diagnostizierbar und je nach Diagnose behandelbar. Fast immer hat ein Huhn mit Aszites auch ein Lungenödem, welches mit Entwässerungsmedikamenten gelindert werden kann.
Kein Zink für Hühner
Kleinere Wunden werden gern mit Zinkspray oder Salbe behandelt. Was für Säugetiere gut ist, ist allerdings für Vögel nicht ungefährlich. Zink ist für Hühner ein Schwermetall, welches auch über die Haut resorbiert wird und letztlich schleichende Vergiftungen mit Organschäden nach sich zieht. Für kleinere Wunden sollte man bei Hühnern daher Panthenol, Jodsalbe oder Silberspray benutzen.
Besondere Tiere - besondere Verantwortung
Gerettete Legehennen sind bezaubernde, lebenslustige und neugierige Wesen, mit ganz einzigartigem Charme und ansteckendem Glücksfaktor.
Sie bringen neben ihrem unverbesserlich positiven Wesen aber leider auch ihre stark überzüchteten Körper mit. Es sind Tiere, die ausnahmslos wegen ihrer krankhaft hohen Legeleistung gezüchtet wurden und deren Leben planmäßig nach einer Legeperiode in der Tierindustrie beendet werden sollte. Es interessiert die Verantwortlichen in der Tierindustrie, die Zucht- Aufzucht- Legefarmbetreibenden, in keinster Weise, was mit den überzüchteten Tieren geschieht, wenn sie älter werden als 1,5 Jahre, ob und wie lange sie gesund und lebensfähig wären. Es gibt darüber keine Forschungen und Untersuchungen. Es ist schlichtweg nicht vorgesehen.
Wir haben mittlerweile über 131.000 dieser Tiere aus dem System gerettet (Stand Januar 2024) und in den letzten Jahren - gemeinsam mit einigen sehr engagierten und interessierten Tierärztinnen und Tierärzten - viele Erfahrungen über das gesammelt, was nicht vorgesehen ist: Das Leben und Älterwerden hoch überzüchteter Tiere nach ihrer Ausbeutung im tierindustriellen System.
Wenn wir diese besonderen Tiere retten, haben wir auch die besondere Verantwortung für ihr Wohlergehen zu tragen.
Darum bitten wir euch, unsere Ratschläge ernst zu nehmen und die Tiere gemeinsam mit uns verantwortungsvoll und ganz besonders achtsam zu behüten.
Eure Hennen werden sehr wahrscheinlich nicht an Altersschwäche bei euch sterben. Mit großer Wahrscheinlichkeit werden sie vielmehr nach 2-3 Jahren, manche auch früher, und einige auch später, wegen legehennentypischer Krankheiten eingeschläfert werden müssen.
Nach ihrer furchtbaren Vergangenheit in der Tierindustrie und dem Geschenk ihrer Rettung ist jeder einzelne Tag, den sie bei euch sorglos und behütet leben dürfen, kostbar und jede Mühe wert.
Auch wenn diese Tage begrenzt sind, sollt ihr euch über jeden einzelnen von Herzen freuen.
Bitte beachtet UNBEDINGT unsere hier folgenden Ratschläge bezüglich der Krankheiten und besprecht die Wahl der tierärztlichen Praxis mit eurer Ansprechperson, bzw. schaut in unsere Liste der hühnerkundigen tierärztlichen Praxen.
Normale Tierärzt*innen (egal wie gut eure Erfahrungen mit Hund, Katze, Maus, Pferd, Wellensittich…bei ihnen waren) können in 99% aller Fälle keine kompetente Hilfe für ein überzüchtetes Legehuhn erbringen, wenn es sich um ein Problem des Legeapparats dieser Tiere handelt. Das betrifft leider auch manche Tierarztpraxen, die auf Vögel spezialisiert sind, in der Behandlung geretteter Legehennen aber unerfahren sind. Mit einem Anliegen wie Impfung, Entwurmung, einem Ballenabszess, einer Beinverletzung, Wunde o.ä. werden sie eure Hühner gut und richtig behandeln.
Bei Symptomen, die auf ein inneres, organisches Problem hindeuten, ist aber unbedingt Erfahrung mit diesen speziellen Tieren erforderlich. Legenot, die Bildung von Schichteiern, Legedarmentzündungen usw. sind sehr schmerzhafte Krankheiten, die unbehandelt schnell zu einem qualvollen Tod eurer Tiere führen. Diese Erkrankungen können NICHT durch einen Tastbefund diagnostiziert werden. Es braucht hierfür ein Ultraschall oder Röntgenbild.
Umgekehrt raten unerfahrene Tierärzt*innen in vielen Fällen oft vorschnell zur Einschläferung. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die richtigen Behandlungsschritte meist schnell zu einer erheblichen Verbesserung des Befindens der Tiere und in den meisten Fällen auch wieder zur vollständigen Genesung führen. Daher lasst bitte auf keinen Fall die Tiere vorschnell euthanasieren, sondern haltet immer zunächst Rücksprache mit uns.
Auch wenn sich das alles gerade etwas trostlos und auch beängstigend anhört, möchten wir euch Mut machen.
Es sind wirklich wundervolle Tiere, die mit einer Lebensfreude und bezaubernden Keckheit durch eure Gärten und in eure Herzen spazieren werden, die man mit Worten kaum beschreiben kann und die natürlich auch keineswegs ständig und dauerhaft krank sein werden.
DASS sie aber krank werden können, DASS sie Legeprobleme bekommen können und DASS ihr sehr sicher eines Tages die Entscheidung für sie treffen und sie einschläfern lassen müsst, müsst ihr wissen.
Gleichzeitig stehen wir euch wirklich mit Rat und Tat zur Seite, eure Ansprechpersonen sind immer für euch da und wir können durch unsere Erfahrungen mit den Tieren oft auch aus der Ferne mit Tipps und Anleitung helfen.
Legedarmproblematiken
Legehybriden neigen aufgrund der extremen Legeleistung oftmals zu Legedarmentzündungen und ähnlichen Komplikationen im Legeapparat (weiteres dazu folgt weiter unten). Dies sind Folgeerscheinungen der hohen und absolut unnatürlichen Eierproduktion. Es ist daher durchaus möglich, dass eure Hennen im Laufe der Monate oder Jahre an einer solchen Entzündung erkranken und/oder daran versterben. Bei rechtzeitiger Behandlung kann eine Legedarmentzündung mit Antibiose und Schmerzmitteln erfolgreich therapiert werden. Ihr solltet daher bei Anzeichen von Schwäche, Apathie, Schmerzen (Huhn sitzt aufgeplustert, wirkt matt, frisst schlecht, läuft nicht mit den anderen mit, Flügel hängen, …) möglichst schnell eine Tierärztin / einen Tierarzt aufsuchen. Bei Fragen und Unsicherheiten könnt ihr euch auch jederzeit an eure Ansprechpartner*innen wenden. Ihr solltet euch darauf einstellen, dass es viele Fälle gibt, in denen auch eine Behandlung dem Huhn nicht mehr helfen kann und das Huhn eingeschläfert werden muss. Natürlich solltet ihr ein Huhn ohne Heilungschance euthanasieren lassen und es nicht leidvoll dahinsiechen lassen. Sollten NICHThühnerkundige Tierärzt*innen die Euthanasie empfehlen, solltet ihr euch aber unbedingt bei uns noch einmal rückversichern und unseren Rat einholen. Hühner leiden still und zeigen ihre Schwäche und Krankheit naturgemäß erst sehr spät. Bitte sucht deswegen bei den ersten ernsthaften Anzeichen tierärztliche Hilfe!
Hühnerkundige tierärztliche Versorgung
Unsere Legehybriden sind ganz spezielle Patientinnen. Selbst vogelkundige Tierärzt*innen fehlt es oft an Erfahrung mit diesen überzüchteten Tieren. Wir empfehlen euch deswegen, schon vor der Aufnahme von Hühnern nach einer geeigneten Praxis Ausschau zu halten, dabei auf den Zusatz "vogelkundig" oder "Vogelklinik" zu achten und zu erfragen, ob sie auch Hühner behandeln. So seid ihr gut vorbereitet, wenn eure Hühner bei euch einziehen und könnt im Notfall oder Krankheitsfall schnell handeln. Eure Ansprechpersonen können euch geeignete tierärztliche Praxen nennen, die Erfahrung mit unseren Hühnern haben. Außerdem haben wir eine Liste mit hühnerkundigen Tierarztpraxen erstellt, die wir empfehlen können. Die Liste findet ihr hier unter "Hühnern behüten" -> "Tierärztliche Praxen". Auch wenn die Anfahrt zu einer dieser Praxen für euch unter Umständen etwas weiter ist, empfehlen wir dringend, das in Kauf zu nehmen, anstatt zu hühnerunerfahrenen Tierärzt*innen zu fahren.
Sehr wichtig: Bildgebung zur Diagnosestellung
Ganz wichtig in der Behandlung von Hühnern ist, dass die Tierärztin / der Tierarzt über bildgebende Verfahren verfügt (Röntgen und Ultraschall), denn eine Diagnosestellung ohne Bildgebung ist häufig nicht möglich. Zu den häufigsten Problemen der Legehybriden gehören Raumforderungen im Bauch, z.B. durch Legedarmentzündungen, Schichteier oder Tumore. Diese Raumforderungen lassen sich auch von erfahrenen Tierärtz*innen in den meisten Fällen nicht ertasten. Viele Anzeichen, die das kranke Huhn zeigt, sind unspezifisch und können auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Erkrankungen hindeuten.
Krankheiten erkennen/ Hühner regelmäßig checken
Um Krankheiten frühzeitig zu erkennen, ist es sinnvoll, seine Hühner ganz genau zu beobachten und regelmäßig abends auf der Stange den Kropf abzutasten (Ist er körnig gefüllt? Fühlt er sich eher teigig oder wässrig an?) und bei Veränderungen das Tier gut im Auge zu behalten. Der Kropf sollte abends gefüllt sein und muss sich über Nacht weitgehend leeren. Ist der Kropf abends immer leer oder ist er morgens noch gefüllt, sind das Anzeichen dafür, dass das Huhn krank ist. Zusätzlich sollte man auch regelmäßig die Bäuche abtasten und das Gewicht im Auge behalten. Der Bauch sollte weich und nicht vergrößert sein.
Bei Anzeichen von Krankheit, sollte man grundsätzlich schnell tierärztlichen Rat suchen, denn Hühner verstecken lange, dass es ihnen nicht gut geht. Wenn man Symptome bemerkt, ist auf jeden Fall Eile geboten. Oft hört man auch von Hühnerhalter*innen, dass die Hühner einfach "ruhiger und langsamer" oder „müde“ werden, und sie sich das durch „Altersschwäche“ erklären. Dieses ist jedoch bei den Legehennen nicht der Fall! Sie erreichen durch ihre Überzüchtung überhaupt nicht oder nur in seltensten Fällen ein Alter, bei dem man tatsächlich von Altersschwäche sprechen könnte. Vielmehr haben Tiere, die augenscheinlich „langsam“, müde, mager oder scheinbar „altersschwach“ werden in der Regel fortschreitende, ernsthafte Organprobleme (siehe Erkrankung des Legeapparats, Leukose) und gehören auch in diesem Fall DRINGEND in tierärztliche Behandlung. Man darf sie nicht sich selbst überlassen und (nach einem schmerzhaften Prozess) sterben lassen! Wenigstens sollte man ihnen durch Euthanasie den letzten Weg (der unbehandelt oft schlichtweg „Verhungern“ oder Tod durch multiples Organversagen bedeutet!) erleichtern!
Kropfverstopfung - Meist ist es KEINE!
Ein häufiges Symptom des kranken Huhns ist die gestörte/ nicht mehr funktionierende Leerung des Kropfes. Oft wird dann von Kropfverstopfung gesprochen. Tatsächlich handelt es sich aber nur in den allerseltensten Fällen tatsächlich um eine Kropfverstopfung! In über 90% der Fälle hat die fehlende Entleerung des Kropfes andere Gründe, nämlich Raumforderungen im Bauchbereich, die den Weitertransport der Nahrung verhindern und die dringend behandelt werden müssen. Oft trinken die Hennen dann vermehrt und der Kropf ist wässrig gefüllt. Wichtig: Das Huhn nicht kopfüber erbrechen lassen, es besteht ein großes Aspirationsrisiko und die Möglichkeit, dass das Huhn dabei erstickt!
Eine echte Kropfverstopfung ist eher selten und entsteht in der Regel durch zu viel schwerverdauliches, faserreiches Futter (z.B.Heu, lange Grashalme, Rasenschnitt). In dem Fall tastet man ein richtiges Knäuel im Kropf, welches sich nicht zerteilen lässt. Hier kann man symptomatisch mit Lactulose, eingeweichten Flohsamenschalen und Simeticon (mindert feinschaumige Gase) arbeiten. Löst sich diese Verstopfung nicht schnell selbst, muss man den Kropf chirurgisch eröffnen und das Knäuel ausräumen. In dem Fall wird die Tierärztin / der Tierarzt auch eine Antibiose und ein Schmerzmittel ansetzen.
Erkrankungen des Legeapparates
Unsere Hybridhennen neigen zu Legedarmproblematiken, da sie auf krankhaft hohe Legeleistung gezüchtet wurden. Wichtig ist hierbei unbedingt vorbeugend auf eine gute Ernährung zu achten, die viel Eiweiß- Calcium - Phosphor liefert und zu überwiegendem Teil aus einem guten Legemehl besteht (Siehe Fütterung). Die Legeleistung ist bei den Legehybriden genetisch festgelegt und wird nicht durch das Legemehl angeregt! Wenn man kein Legemehl füttert, verhindert oder reduziert man also nicht das Legen, sondern provoziert eine Unterversorgung der Tiere und eine enorme Auszehrung der körpereigenen Ressourcen für die Eierproduktion. Es kann trotz angemessener Fütterung leider immer wieder mal zu Legedarmentzündungen kommen, welche antibiotisch behandelt werden müssen. Diese können neben schlechtem Allgemeinbefinden auch mit Durchfall, Fressunlust und Kropfentleerungsstörungen einhergehen. Bei schweren Verläufen ist eine Ausbildung von Aszites ( Bauchwasser ) möglich. Manchmal ist eine rein antibiotische Therapie nicht ausreichend und ein Hormonchip kann hier Leben retten. Bei der Hormonchipimplantation bildet sich der Legedarm zurück und das Huhn legt bis zu 4 Monaten keine Eier. Implantiert wird ein Suprelorin 4.7 mg ad us. vet. Implantat für Rüden. In der Regel erholen sich die Hennen in dieser Legepause sehr gut und bleiben auch nach dem Auslaufen der Chipwirkung lange gesund. Wir empfehlen daher bei Legedarmproblemen diese Hormonbehandlung und haben damit vielfache, gute Erfahrungen gemacht.
Windeier
Manchmal können die Hühner Calcium oral nicht richtig verstoffwechseln, und legen trotz ausreichender Calciumzufuhr Windeier (Eier ohne Schale). Die Gefahr des Entstehens einer Legenot ist durch Windeier recht groß, denn für die Hennen ist es sehr schwer, gegen ein Ei anzupressen, welches nur mit einer Eihaut umgeben ist. Wenn das Huhn häufig Windeier legt, sollte man mit entsprechenden Präparaten die orale Calciumzufuhr erhöhen. Wenn das nicht hilft, solllte man auch hier die einmalige Hormonbehandlung mit einem Suprelorin Implantat in Betracht ziehen.
Legenot
Bei der Legenot schafft das Huhn es nicht, ein festsitzendes Ei oder Windei heraus zu pressen. Das Huhn sitzt dabei manchmal sehr aufrecht in sogenannter Pinguinhaltung, manchmal geduckt mit eingezogenem Hals, es wirkt schlapp, hat häufig die Augen geschlossen (Schmerzen) und kann oft nur noch wässrigen Kot absetzen. Ebenso ist aber jede andere Körperhaltung möglich. Zusätzlich leert sich auch hier der Kropf häufig nicht. Bei so gravierenden Symptomen sollte man nicht warten, sondern umgehend tierärztlichen Rat suchen und auch zwingend ein Röntgenbild anfertigen lassen, um eine Legenot zu bestätigen oder auszuschließen. Differentialdiagnose bei diesen Symptomen ist häufig die Leukose!
Behandelt wird eine akute Legenot mit Calciuminfusionen. Calcium bewirkt, dass sich der Legedarm besser kontrahiert und somit hoffentlich das Ei herausbefördert wird. In schweren Fällen kann eine Operation notwendig werden.
Schalenreste/ Eihaut im Legedarm
Gleiche Symptome wie bei der Legenot zeigen Hühner oft auch, wenn im Legedarm Eischalenreste oder eine Eihaut eines geplatzten Windeis zurück bleiben. Erkennbar werden Schalenreste auf dem Röntgenbild, ggf. können sie auch getastet werden. Erfahrene Tierärzt*innen können diese Reste oder Eihäute (ggf. auch unter Narkose) im besten Fall manuell durch die Kloake entfernen. Ist das nicht möglich, muss es operativ entfernt werden. Je eher man diese Probleme erkennt und dem Huhn hilft, um so besser kann man weiterführende Probleme verhindern.
Schichteier /Legedarmoperationen
Eine weitere Komplikation sind die sogenannten Schichteier, die durch fehlerhafte oder entzündliche Prozesse in der Eiproduktion entstehen können. Vereinfacht gesagt sammelt sich Eimasse in der Bauchhöhle und im Legedarm, diese Masse wird immer größer und verdrängender, weil immer wieder neue Follikel nachspringen und sich meist auch Vereiterungen bilden. Letzlich bildet sich auch hier zusätzlich ein Aszites (Wasserbauch) aus. Das Huhn wird immer schwerer, läuft breitbeinig, der Bauch ist derbe verhärtet, häufig unregelmäßig und im Tastbefund solide. Auch hier verdrängt die Masse den Darm und die Verdauung verlangsamt sich, wird unter Umständen komplett stillgelegt. Meist wird nur noch dünnflüssiger Kot abgesetzt. Oftmals bekommt das Huhn auch Atemnot, denn Lunge und Luftsäcke haben keinen Platz mehr, um sich auszuweiten. Hier kann man dem Huhn nur operativ helfen. Manchmal kann der Legedarm bei der OP erhalten
beiben, in anderen Fällen ist es notwendig, ihn mitsamt dem Schichteimaterial komplett oder teilweise zu entfernen.
Nach einer Operation sollte das Huhn unbedingt wenigstens einmalig einen Hormonchip bekommen, damit sich der Legeapparat und die Bauchwand erholen kann. Wurde der Legedarm entfernt oder teilentfernt, muss der Hormonchip lebenslang alle 3-4 Monate neu gesetzt werden. Andernfalls wird der Eierstock wieder aktiv und produziert Follikel, die dann wiederum aufgrund des nicht mehr brauchbaren Legedarms zu Schichteibildung und entzündlichen Prozessen in der Bauchhöhle führen.
Leukose
Leukose ist ein onkogenes Virus, welches im späten Stadium Tumore hauptsächlich an Darm und/oder Leber verursacht. Die Leukose ist nicht behandelbar, aber viele Hühner können mit der Diagnose noch eine ganze Weile leben. Sehr viele Hühner sind Träger, was aber nicht heißt, dass die Krankheit zwangsläufig ausbrechen muss. Am häufigsten erkranken die Hennen ab dem 3. Lebensjahr. Auch hier stellt es sich in unspezifischen Symptomen dar, die auch bei Legeadarmproblematiken zu finden sind. Die Hühner werden vom Allgemeinbefinden schlechter, fressen weniger, der Bauch ist häufig aufgetrieben und auch hier bildet sich im fortgeschrittenen Stadium ein Aszites aus. Durch Knoten an den Darmschlingen kann es irgendwann zu einem Ileus (Darmverschluss) kommen, der die Verdauung still legt. Häufig sprechen unerfahrene Tierärzt*innen auch hier von einer Kropfverstopfung, aber das Problem liegt im Magen-Darm-Trakt, und nicht im Kropf! Darum zeigt sich auch hier wieder, dass bildgebende Verfahren in der Diagnosestellung unerlässlich sind. In manchen Fällen hört man auch von Symptomen wie brodelnder Atmung und Niesen bzw. Husten. In einem solchen Fall muss ganz genau unterschieden werden, ob es sich tatsächlich um einen Atemwegsinfekt handelt, oder ob sich infolge des Bauchwassers noch ein Lungenödem ausgebildet hat. Leukose wird im Verlauf antibiotisch behandelt, denn meist geht sie aufgrund der langsameren Verdauung mit Sekundärinfektionen einher. Schmerzmittel sollten hier auch immer gegeben werden. Ggf. kann man das Bauchwasser auch abpunktieren, um dem Huhn eine gewisse Zeit Erleichterung zu verschaffen. Solche Hühner können völlig unterschiedlich lang mit einer Leukose leben, aber sie werden in der Regel daran sterben. Wenn es dem Tier schlecht geht, sollte man ihm mit einer Euthanasie helfen.
Aszites
Aszites ist die sogenannte Bauchwassersucht, die aber niemals eine eigenständige Erkrankung ist. Aszites hat einen infektiösen oder tumorösen Ursprung, in selteneren Fällen kann auch eine Herzinsuffizienz verantwortlich sein. Ein Punktieren ist möglich, jedoch nur symptomatisch. Es gibt immer eine Primärerkrankung, die für den Aszites verantwortlich ist. Auch hier wieder nur mit Hilfe der Bildgebung diagnostizierbar und je nach Diagnose behandelbar. Fast immer hat ein Huhn mit Aszites auch ein Lungenödem, welches mit Entwässerungsmedikamenten gelindert werden kann.
Kein Zink für Hühner
Kleinere Wunden werden gern mit Zinkspray oder Salbe behandelt. Was für Säugetiere gut ist, ist allerdings für Vögel nicht ungefährlich. Zink ist für Hühner ein Schwermetall, welches auch über die Haut resorbiert wird und letztlich schleichende Vergiftungen mit Organschäden nach sich zieht. Für kleinere Wunden sollte man bei Hühnern daher Panthenol, Jodsalbe oder Silberspray benutzen.
letzte Aktualisierung:
14.12.2024 (Termine)
Rettet das Huhn e.V.